schneckentanzentsagung

„es gab zu lange nichts zu tanzen,“
spricht die schnecke zu den wanzen
„ich weiß nicht mehr, wie das geht.

ich weiß nicht mehr, wie man fliegend
um die eigne achse biegend
sich im wirbeltakte dreht,

seht!, ich hab so schwer zu tragen
an den dingen und den tagen,
und dazu an diesem haus

und so schleich ich heimlich neidisch
an den tanzenden vorbei, ich
kriech geduckt dem türspalt raus -“

„lass mal sehen, fräulein schnecke“,
sagt sogleich die eine kecke
wanze und reibt sich die händ,

„nicht mehr will ich wanze heißen
wenn zum tanze mitzureißen
dich, ich keine lösung fänd.“

und nach kurzer wanzentagung
(thema: schneckentanzentsagung)
ist man einig und bereit –

„los, mission schneckendusel!“,
kurzes hektisches gewusel:
schnecke, rückenlage, greint.

„ihr verdammten wanzenherden,
was zum teufel soll das werden?
dreht mich wieder um, sofort!“

da, auf einem hölzern‘ wagen
wird etwas herangetragen,
das man ghettoblaster heißt

und auf knopfdruck dröhnen bässe
durch die grüne gartenkresse
die nickend den takt anweist

einen schubs bekommt die schnecke,
kreist auf der gehäusedecke
sehr galant, mit vollem schwung –

sie hört auf, den wanz‘ zu rügen,
juchzt indes voller vergnügen
kullert wild im kreis herum

so, nicht anders!, war’s gewesen
als die schnecke im genesen
tanzte außer rand und band

so, nicht anders!, ist’s geschehen
dass in tulpen, gräsern, kleeen,
einst den breakdance man erfand.

(20.02.12)